Wie lernt ein Kind, wie es auf einem Foto zu gucken hat?

Wir vor-digitalen Kinder hatten es wirklich nicht einfach: Auf den ersten Fotos von uns, die wir bewusst wahrnahmen, fanden wir vielleicht, dass wir scheiße aussahen. Wir nahmen uns vor, das nächste Mal intelligenter und smarter zu gucken und überhaupt etwas mehr wie ein Filmstar zu wirken.

Allerdings war unser Vorhaben ein extrem langfristiges: Es wurden verhältnismäßig selten Fotos von uns gemacht (jedenfalls im Gegensatz zu heute), und die bekamen wir vor allem immer mit einer gehörigen Verzögerung zu sehen. So wussten wir kaum noch, wie genau wir diesmal (ohne Erfolg) unser Gesicht verkrampft hatten, um gut auszusehen und probierten aus Vergesslichkeit mehrmals die gleichen fehlgeschlagenen, fratzenhaften Verrenkungen.

Ein Fotogesicht zu entwickeln war damit erst viel später möglich als heute (ist das gut oder schlecht?). Heute kriegen die Kinder ihre Rückmeldung gleich nach dem Fotografieren – und fordern diesen Prüfblick auf das Display auch immer vehement ein.